Während viele zu Jahresbeginn Vorsätze fassten, die mittlerweile nicht mehr auf der Tagesagenda stehen, stellten wir uns die folgende Frage: Welche Lichtrevolution folgt als nächstes? Wie sieht die Beleuchtung in zehn oder zwanzig Jahren aus? Wir blicken nach vorne.
Der Fokus in Forschung und Entwicklung liegt seit einigen Jahren auch auf der Digitalisierung und der Vernetzung des Lichts. Dabei rückt die Interaktion von Mensch, Licht und Umgebung zunehmend in den Mittelpunkt. Neue Anwendungsfelder entstehen für Leuchten und Steuerungssysteme: Licht und das Internet der Dinge wachsen zusammen. Darüber hinaus werden auch die Steuerungssysteme immer smarter, sodass sich das Licht automatisch an die Gewohnheiten und Bedürfnisse anpassen kann.
Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Sie kommen nach Hause und das System erkennt, wer hier ankommt. Die Tür öffnet sich und die Decke im Flur begrüßt Sie mit einem vollflächig leuchtenden, wunderschönen Abendhimmel. Vögel fliegen vorbei und ein beruhigendes Zwitschern ist zu hören. Sie legen Jacke und Schuhe ab, schlüpfen in gemütliche Pantoffel und ein fast unmerklicher, goldener Lichtschimmer begleitet Sie über die Wände auf dem Weg in den offenen Wohn- und Essbereich. Auch hier sind keine einzelnen Leuchten an der Decke oder den Wänden zu sehen. Denn die Wände und Decken leuchten selbst und vermitteln das Gefühl, die Begrenzungen des Raumes seien gar nicht existent. Auf ganzer Fläche geben sie Bilder einer wunderschönen Landschaft und dem Himmel darüber wieder und beleuchten ganz nebenbei auf angenehme Weise den Raum.
Sie setzen sich an den Tisch, essen Ihr Abendessen und fühlen sich so, als säßen Sie bei angenehmer Temperatur und schöner Abendstimmung an einem Seeufer. Das Wasser glitzert und am Horizont ziehen kleine Boote vorbei. Nach dem Essen fallen Sie auf das Sofa. Die Wand, die gerade noch eine Landschaft darstellte, verwandelt sich per Geste in ein Fernsehstudio. Der lebensgroße Moderator präsentiert Ihnen die wichtigsten Nachrichten des Tages mit entsprechenden Filmsequenzen und das Wetter von morgen. Nach einer Weile verwandeln Sie per Sprachbefehl alle Wände und die Decke in ein riesiges Aquarium.
Was sich heute noch unwirklich anhört, könnte schon bald Wirklichkeit werden. Organische Leuchtdioden, auch OLEDs genannt, machen dies möglich. Die Technik wird bislang vor allem in Smartphone-, Tablet- und TV-Bildschirmen eingesetzt und lässt flexible und knickbare Leuchtendesigns zu. Der Einsatz in einer großflächigen Raumbeleuchtung wäre die nächste große Revolution in der Beleuchtungsbranche.
Biolumineszenz – Pflanzen als Lichtquellen
Wissenschaftler des Massachusetts Institute of Technology (MIT) haben unlängst erfolgreich Pflanzen zum Leuchten gebracht. Sie benutzen dazu das Enzym Luciferase, das auch Glühwürmchen leuchten lässt. Dieser Mechanismus lässt sich auch auf Pflanzen anwenden. Die lichterzeugenden Stoffe werden dabei gemeinsam mit Nanopartikeln direkt an der gewünschten Stelle der Pflanze injiziert und lösen so die Biolumineszenz aus, sodass die Pflanze zu leuchten beginnt. In aktuellen Versuchen funktioniert das sogar schon über mehrere Stunden, in Zukunft soll die Leuchtdauer permanent sein. So könnten Bäume bald ganze Straßenzüge energieeffizient und blendfrei beleuchten und Topf- und Hängepflanzen für das biologische Licht zu Hause sorgen.
Diese neuen Ideen für die Beleuchtung der Zukunft beflügeln innovative und ausgefallende Gedankenspiele und man kann gespannt sein, was wirklich kommt und sich durchsetzt. Unsere Lichtbranche wird sicherlich auch in Zukunft mit Erfindungen und Weiterentwicklungen auf sich aufmerksam machen und für jede Menge Überraschung sorgen.